Brustkrebs

Wirbel um die Brüste der schönsten Frau der Welt

Eine kleine, für feministische Augenpaare fruchtbare Analyse der Medienberichterstattung über die präventive Brustamputation von Angelina Jolie habe ich in der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. Mai 2013 entdeckt. Die Autorin Andrea Köhler untersucht diverse Gründe für die Entscheidung Jolies, ihren operativen Eingriff mit der Öffentlichkeit zu teilen. Sie stellt die These auf, dass die Schauspielerin durch das öffentliche Geständnis einer äusserst intimen Entscheidung über ihren Körper und dessen Verstümmelung die Kontrolle über eben diesen behält. Das „oversharing“ kann den „Blick der anderen“, der den Körper dieser Frau auf Schritt und Tritt urteilend verfolgt, sozusagen zuvorkommen. Köhler spricht in diesem Zusammenhang von Geständniszwang und unterstellt Jolie, dass ihre ursprüngliche Motivation für die Operation, nämlich als Vorbildfunktion für Frauen zu gelten, die mit ähnlichen Entscheidungen kämpfen, woanders liegt: sie „dreht den Spiess“ um und nimmt die „Kontrolle über ihr Image selbst in die Hand“.

Blickfänger Angelina Jolie

Blickfänger Angelina Jolie

Diese Beobachtungen interessieren mich, weil sie die Macht des „Blickes der anderen“ offenlegen. Dieser Blick von aussen, der den weiblichen Körper und seine Oberflächen, Bewegungen und Ausmasse stets kontrolliert, ist für das Frau-Sein konstitutiv. Köhler zeigt hier eine Version der Verinnerlichung des „Blickes der anderen“ in Form der Prävention. Dass Angelina Jolie in den Genuss einer sehr guten und kostspieligen chirurgischen Brustrekonstruktion kommen darf, ist klar. Ihre Angst vor Brustkrebs, an dessen Leiden ihre Mutter starb, ist vollkommen verständlich. Aber laut des NZZ-Artikels sind die US-amerikanischen Experten auf dem Gebiet der Brustkrebsprävention gerade dabei, einer gefahrvollen Welle von präventiven Brustamputationen Einhalt zu gebieten.