„Schwanzlutscher“, „cazzo“, „che palle“, „dick head“, „prick“, „he has got balls“. Ich brauche nicht lange nachzudenken, mir fallen spontan mindestens zehn Wortkreationen oder Redewendungen ein, die sich auf das männliche Geschlechtsorgan beziehen. Es ist allseits präsent. Und nicht nur in der Sprache, sondern auch verteilt in der ganzen Stadt: als Gekritzel auf U-Bahnwänden oder als Sticker an Haltestellen. Ich denke, es ist auch einfacher zu zeichnen. Zwei Kugeln und ein Zylinder. Fertig. Sackkratzen ist auch viel angesagter als Vaginakratzen. Zugegeben, „cunt“ (das Äquivalent im Deutschen klingt besonders schön) und „pussy“ gehen auch unter die Gürtellinie. Aber ich möchte keine laienhaften genderspezifisch-sprachwissenschaftlichen Behauptungen aufstellen, sondern nur darauf hinweisen, dass die Vagina, im Gegensatz zum Penis, viel zu wenig dargestellt wird.

Boris Hoppek. Arco fico. 2011. Fame festival, Italien.
Mag Boris Hoppek Vaginas besonders gern? Oder versucht er sich an ein Tabu heranzutasten? Ich weiss es nicht. Aber ich bin ihm dankbar dafür, dass er sich des scheinbar geheimnisvollen, dunklen und bedrohlichen Innenraums (mit majestätischen Aussenflügeln) in seinen künstlerischen Projekten annimmt. Ich hab Boris ein paar mal getroffen. Hätte ich nur gewusst, dass er Vaginas aus Latex produziert! Das nächste Mal muss ich das Thema unbedingt anschneiden.

Boris Hoppek. Vagina. 2011

Boris Hoppek. Anonymous latex pussy. aus der Serie: Photos showing women with problems or just being beautiful. 2011
TIPP: Im Rahmen des Fame Festivals wird eine Reihe von internationalen KünstlerInnen eingeladen, um den öffentlichen Raum der Stadt Grottaglie in Italien zu bespielen. Die Strassen, Gassen und Gärten der Stadt stehen ihnen und ihrer Entfaltung zur freien Verfügung. Das ganze Festival wird von einem Mann (und seinen Eltern) kuratiert und gesponsert.
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