Penis

Everyday Sexism

Dieses wunderbare Buch hat mich durch den Sommer begleitet. Die sowohl humorvolle als auch zu tiefst politisch und von Herzen engagierte Herangehensweise (ENOUGH IS ENOUGH!) der Autorin an das Thema Seximus im Alltag hat mein Feuer für den Wunsch nach einer gerechteren Welt wieder entfacht.

The Everyday Sexism Project exists to catalogue instances of sexism experienced by women on a day to day basis.

The Everyday Sexism Project exists to catalogue instances of sexism experienced by women on a day to day basis.

Neben den mit allerlei Statistiken und Studienergebnissen gespickten historischen Analysen ist das Buch vordergründig eine kommentierte Sammlung der Geschichten von Mädchen und Frauen, die Sexismus erlebt haben. Das Spektrum reicht von sexistischen Bemerkungen in Konversationen bis zu sexueller Gewalt. Die Geschichten senden Betroffene via Twitter oder Email an everday sexism project. Sie sind dort für alle einsehbar. Im April 2012 legt das Projekt los und hat nach zwei Monaten mehr als 1000 Einträge vorzuweisen. 20 Monate später, im April 2015, sind es schon 100,000 Geschichten von Frauen und Mädchen aus allen Ländern der Welt, die Zugriff auf das Internet haben. Da ist eine riesige Sammlung von Ungerechtigkeiten zu finden. Bei aller Tragik der Vorfälle bringen Erzählungen von Betroffenen zum Schmunzeln:

“ ‚ I’m 58 so I have too much too say in a small box. Here are some highlights arranged in decades.‘ „

Add your story

Das Buch von Laura Bates ist ein must-read für alle, die sich fragen, woher die Idee von Frauen als second-class citizen kommt, Eltern einer Tocher sind oder zumindest einmal in ihrem Leben im öffentlichen Raum das Vergnügen hatten, ungewollt einen Penis eines Fremden zu Gesicht zu bekommen und sich fragen, ob das normal ist. Täglich kommen neuen Geschichten dazu. Deine kannst du hier posten oder @EverydaySexism tweeten.
ENOUGH IS ENOUGH!

Zum Abschluss ein paar coole Sprüche von cleveren Zeitgenossinnen, die die das Projekt via Twitter erreichten und die ich gerne in entsprechenden Situationen in petto gehabt hätte:
„I’m a mechanical engineer, got told at an industry function ‚you don’t look like an engineer‘. I asked him if it was the breasts.“

„Once had a guy ask ‚Would you mind telling me your bra-size?‘ I replied ‚No, but tell me first how big your cock is.‘ Amazingly he was shocked and found MY comment highly inappropriate.“

“ ‚But what’s in it for me?‘ is what I just asked the kind man who said he’d be willing to shag me if I lost some weight.“

„Man: „Nice tits“. Me: „If you’re going to be a sexist pig at least be accurate. I have fantastic breasts.“ Silence…“

„Guy on train after I asked him to move his bag off seat: ‚Why don’t you grab my cock?‘ Me:’I didn’t bring any tweezers.‘ „

Vulvina

Porn sex vs real sex


Das ist ein kleiner, süsser Film, der anhand von Gemüse die Repräsentation von Sex in Pornofilmen beleuchtet. Die Glaubhaftigkeit der Zahlen der Statistiken ist meiner Ansicht nach nicht gegeben.

Funny, funny, funny, feminism

Ist Lady Gaga wirklich eine Feministin? Dieses Buch gibt eine Antwort darauf. Immerhin war Caitlin Moran mit Lady Gaga in Berlin beim Clubbing, wo die Dame mit dem gelegentlichen Hummer am Kopf einiges über ihre Weltsicht zu später Stunde verrät. Es ist ein grosses Vergnügen zu lesen, wenn Caitlin Moran in ihrem Buch How to be a woman (2011) weit ausholt und über ihre persönlichen Erfahrung als Pubertierende mit dem Frau-werden sinniert. In den Anfangskapiteln – „I Start Bleeding!“, „I Become Furry“, „I Don’t Know What To Call My Breasts“ – erfahren wir zum Beispiel Caitlins bevorzugten Namen für „da unten“ – „I personally have a cunt.“ – und die, die sie amüsieren: „cupcake“, „flower“, „mary“, „Yorkshire Pudding“. Durchaus überzeugend erklärt sie, warum das Styling von Achselhaaren als Modeaccessoire zu sehen ist: „Some days, a shaved armpit just looks a bit … boring. If I’m wearing jeans and a vest top, and I’m hanging with my homies, it’s quite nice to go a bit George Michael –  a bit ‚Faith‘, with a flash of four-day fuzz.“ (S 52)

"Funniest book of the year" laut britischer Presse

„Funniest book of the year“ laut britischer Presse

Das Kapitel über Abtreibung ist sehr bewegend. Es ist so klug und einfühlsam geschrieben, dass kein staatlicher Verfassungsparagraph, der sich auf Menschrechte beziehen will, dagegen ankommt. Sie schreibt über Ihre eigene Entscheidung für einen Abort und lässt auch ihre Freundin Rachel zu Wort kommen: „It’s one of the top four best things I ever did – after marrying my husband, having my son, and getting a fixed quote on the loft conversion.“ (S 284) Gleichzeitig bringt sie eine Reihe von prägnanten Argumenten und „hard facts“, die für das Recht abzutreiben sprechen und schwer zu widerlegen sind. Germaine Greer (und ihre Schrift The Whole Woman) kommt immer wieder als Morans Heldin vor – diese Autorin muss ich noch näher kennenlernen, sie scheint nach den Ausführungen von Moran sehr rebellisch in ihrer Weltsicht gewesen zu sein.

Wenn es um Themen wie Arbeit, Beruf und Erfolg geht, dann kann ich ihr jedoch nicht mehr folgen. Die Gründe, warum es keine Menschen mit „cupcakes“ da unten namens Plato oder Einstein gibt, sind meiner Ansicht nach nicht relevant. (Ausserdem gibt es den weiblichen Gegenpart Marie Curie.) Es geht nicht darum, dass „Frauen“ wie „Männer“ werden, denn dann würde sich am ganzen heteronormativ aufgebauten System rein gar nichts ändern.

Aber das tut dem Buch nicht weh. Seine Stärke ist das Anliegen des Feminismus mit viel Witz und Einsicht zu verteidigen. Es wird uns ein bunter Blumenstrauss an Beobachtungen des Frau-Seins serviert, ein postiver Impuls, der Lust auf Experimentieren und Veränderung macht.

Auf Ihrer Website gibt es Foren und Newsletters und Twitternachrichten und …

Entfaltung

„Schwanzlutscher“, „cazzo“, „che palle“, „dick head“, „prick“, „he has got balls“. Ich brauche nicht lange nachzudenken, mir fallen spontan mindestens zehn Wortkreationen oder Redewendungen ein, die sich auf das männliche Geschlechtsorgan beziehen. Es ist allseits präsent. Und nicht nur in der Sprache, sondern auch verteilt in der ganzen Stadt: als Gekritzel auf U-Bahnwänden oder als Sticker an Haltestellen. Ich denke, es ist auch einfacher zu zeichnen. Zwei Kugeln und ein Zylinder. Fertig. Sackkratzen ist auch viel angesagter als Vaginakratzen. Zugegeben, „cunt“ (das Äquivalent im Deutschen klingt besonders schön) und „pussy“ gehen auch unter die Gürtellinie. Aber ich möchte keine laienhaften genderspezifisch-sprachwissenschaftlichen Behauptungen aufstellen, sondern nur darauf hinweisen, dass die Vagina, im Gegensatz zum Penis, viel zu wenig dargestellt wird.

Boris Hoppek. Arco fico. 2011. Fame festival, Italien.

Boris Hoppek. Arco fico. 2011. Fame festival, Italien.

Mag Boris Hoppek Vaginas besonders gern? Oder versucht er sich an ein Tabu heranzutasten? Ich weiss es nicht. Aber ich bin ihm dankbar dafür, dass er sich des scheinbar geheimnisvollen, dunklen und bedrohlichen Innenraums (mit majestätischen Aussenflügeln) in seinen künstlerischen Projekten annimmt. Ich hab Boris ein paar mal getroffen. Hätte ich nur gewusst, dass er Vaginas aus Latex produziert! Das nächste Mal muss ich das Thema unbedingt anschneiden.

Boris Hoppek.

Boris Hoppek. Vagina. 2011

Boris Hoppek.

Boris Hoppek. Anonymous latex pussy. aus der Serie: Photos showing women with problems or just being beautiful. 2011

TIPP: Im Rahmen des Fame Festivals wird eine Reihe von internationalen KünstlerInnen eingeladen, um den öffentlichen Raum der Stadt Grottaglie in Italien zu bespielen. Die Strassen, Gassen und Gärten der Stadt stehen ihnen und ihrer Entfaltung zur freien Verfügung. Das ganze Festival wird von einem Mann (und seinen Eltern) kuratiert und gesponsert.