Medien

Sichtbarkeit und Repräsentation von Frauen in den Medien (Werbung, Tageszeitungen, Magazinen, Internet, Fernsehen)

Gloria in Japan

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Ausstellung über die Farbe Rosa

Am Dienstag, dem 17.09.13 um 17h, findet die Vernissage der neuen Ausgabe der ROSA und der Ausstellung „Die Farbe Rosa“ im Institut für Populäre Kulturen, Zürich, statt.

Prof. Dr. Ingrid Tomkowiak
Institut für Populäre Kulturen
Universität Zürich
Affolternstrasse 56, CH-8050 Zürich, +41-(0)44-634 24 36
itom@ipk.uzh.ch, http://www.ipk.uzh.ch

Arbeiten, Heiraten, Fleischwaren

Gloria hat Werbebilder im unterirdischen Verkehrsnetz von Tokyo gesammelt. Es geht hier an prominenten Orten auf grossen Flächen um die Themen: Arbeit, Computer, Fleisch, Heiraten, Kaffeetrinken, einsame Abenteurer.

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Im Netz (Wiki) hab ich gelesen, dass der japanische Feminismus der 1970er Jahre nicht „die Frau“ befreien wollte, sondern „die Frau“ und „den Mann“ – von einer hierarchischen und kapitalistischen Gesellschaft. Wenn ich solche Sätze lese, dann werde ich immer etwas traurig und fühle mich machtlos, weil ich die Alternative zu dieser Gesellschaft nicht kenne.

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Klar ist, dass hier im japanischen Metropolenalltag viele sehr fesche Frauen mit wunderbarem Geschmack für Kleidung auf eine Armee von Laptoptasche-mit-Umhängegurtmöglichkeit-tragenden Männern treffen, die alle das gleiche weisse Hemd und die gleiche schwarze Hose mit rechteckiger silberner Gürtelschnalle tragen. Für die Rush-Hour trifft diese Beobachuntung auf jeden Fall zu.

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Mad feminism?

Soviel cleveres Nachdenken über die Rolle der „mad men“ und „mad women“ (die Protagonistinnen stehen in der sechsten Staffel kurz vor den revolutionären Tagen der zweiten Welle des Feminismus) in der amerikanischen TV-Serie Mad Men ist mir letztens beim Durchblättern des Magazins Du begegnet! Die Theaterkritikerin und Journalistin Eva Behrendt gibt den wichtigen Hinweis, dass historische Erzählungen letztendlich immer von der Gegenwart und ihren Wünschen handeln. Sie meint in ihrem Artikel zum Beispiel, dass „die politische Korrektheit“ unserer Gesellschaft in der Darstellung des tabulosen Besaufens, selbstverständlichen Kettenrauchens und Sexismus in Mad Men „eine Auszeit“ nimmt.

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Magazin im Kaffee gefunden (im Cafe Sport, dort gibts den besten Espresso von Zürich)

Das entwürdigende Verhalten der mad men gegenüber den women sowie erotische Stimulanzen wie die „dicht beharrte Brust von Jon Hamm und die sagenhafte Eieruhr-Taille von Christina Hendricks“ nehmen, so Behrent, eine „Entlastungsfunktion“ ein, in dem sie die Geschlechterrollen so verteilen, wie es sich konservative Menschen wünschen. „Der Ganze Gender und Queerness-Hype der letzten Jahre macht endlich mal Pause, Zeit zum Durchatmen.“ Für Menschen, die sich für Feminismus interessieren, hat die Serie zu bieten, dass die „Revolution“ noch kommen wird und somit Hoffnung auf die Erlösung von diesem Albtraum, den Behrendt als „designten Verkaufstraum“ beschreibt (hochwertiges Teakholz, feine Spitzenmieder, moderne Architektur), besteht. Dass sich das Davor und Danach der „Revolution“ leider zu sehr ähneln wird in diesem Artikel mit einem Verweis auf die Autorinnen Elisabeth Badinter und Bascha Mika beklagt, die über „die Feigheit der Frauen“ von heute anschreiben.

Danke für den guten Artikel, Eva Behrendt.

Revolution + Restauration = Mad Feminism?

Revolution + Restauration = Mad Feminism?

Gloria hat sich auch von Mad Men verführen lassen und beinahe alle Staffeln gesehen! Die Ästhetik der Bilder und die gute Recherche zu den Möbeln, Accessoires, Sprechweisen und Werten der 1960/70er sind sicherlich Gründe für meine Begeisterung. Das asymmetrische Geschlechterverhältnis verliert meiner Meinung nach durch diese Stilisierung auf wundersame ihre Realität – und Brutalität.

Die Blonde

Die Blonde

Die Brünette

Die Brünette

Die Rote

Die Rote

Phantasien am Kühlwagen

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metzgerei-keller.ch

Gloria stöbert am Flohmarkt

Klar, ja, ich weiss, dass diese Frauen- und Männerbilder und ihr Gegensatz nichts Neues sind für Interessierte. Das Hinzeigen hängt mir auch schon zum Hals heraus. Trotzdem ahne ich, dass es wichtig ist, sie weiterhin zu beobachten. Sie haben viel Einfluss auf das alltägliche Erleben von menschlichen Interaktionen.

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Porn sex vs real sex


Das ist ein kleiner, süsser Film, der anhand von Gemüse die Repräsentation von Sex in Pornofilmen beleuchtet. Die Glaubhaftigkeit der Zahlen der Statistiken ist meiner Ansicht nach nicht gegeben.

Velvet is very important

Am liebsten würde ich mich mit einem eleganten Haute-Couture Afternoon-Kleid in Schale geworfen (Prêt-à-Porter existiert noch nicht oder ist in dieser Gesellschaft impossible) in die 1920/30er von London beamen und den ladies beim Tee (oder lieber Whiskey?) lauschen. Gespannt würde ich Ihnen beiwohnen wie sie trinkend und rauchend das Leben diskutieren. Es muss ein aufregendes Privileg gewesen sein, sich als erste Frau aufs Parkett zu trauen, um sich den künstlerischen und akademischen Ambitionen der Männerwelt zu stellen. Bildung geniessen, produktiv sein und ein eigenes Einkommen (oder genug Familiengeld) haben, das bedeutet Freisein. – Fragezeichen.

All we know

History oder Herstory, hin oder her, highbrow oder lowbrow, Kopf oder Bauch – egal, diese drei Leben, die Lisa Cohen in ihrem Buch All we know. Three Lives (2012) vor der Vergessenheit rettet, sind so reichhaltig. Nach jahrelangen Recherchen präsentiert Cohen drei Talente, die mir jetzt zum Glück nicht mehr völlig unbekannt sind: Esther Murphy, Mercedes de Acosta und Madge Garland. Die Heldinnen von Sex in the City können diesen Ladies nicht den Cocktail reichen. Nie und nimmer!

Von Grund auf verschieden, haben die drei Frauen Folgendes gemeinsam: jede ist um 1890 geboren, jede kennt die anderen beiden, jede bevorzugt im Liebesleben ihr eigenes Geschlecht und alle drei haben hervorragende, rebellische Leben in den Kreisen der Upperclass von Hollywood, New York, London, Paris und Rom geführt. Angst, Depression und Liebeskummer sind natürlich auch Stimmungen, die die drei Frauen immer wieder begleiten.

Alle drei bewegen sich im Kreis von Personen, die öffentliches Ansehen in grossen Massen geniessen: Scott Fitzgerald, Gertrude Stein, Ansel Adams, Igor Strasvinsky, Marlene Dietrich oder Virgina Woolf. Alle drei Frauen haben die Vorstellungen der Moderne (der modernen Frau, Philosophie, Kunst, Architektur, Mode, etc) geprägt. Alle drei haben Talent, so viel Talent, wie wir in diesen Biographien erfahren, und dennoch kein Denkmal in Form eines Monuments oder eines Bestsellers vorzuweisen. Wie ist das möglich? Weil sie Frauen sind, oder weil sie im Liebesleben ihr eigenes Geschlecht bevorzugen, oder weil sie keinen ökonomischen Druck verspüren, oder weil sich ihre Talente in nichts Greifbares verwandeln lassen?

Esther Murphy

Esther Murphy, 1923, Southampton: „For five decades, Esther Murphy built a wall of words around herself.“

Esther zum Beispiel, so berichtet eine Zeitgenössin, sitzt ihr ganzes Leben lang in Cafes und trinkt Alkohol und spricht und spricht und spricht – vorzugsweise über französische Geschichte, den Hof von Louis XIV und Madame de Maintenon, seiner geheimen Ehegattin. Cohen nennt Esther in ihrem Buch „a perfect failure“. Von dieser hochintelligenten, hochgewachsenen Frau, die als ohne-Ende-monologisierendes Wunder bekannt ist, erwarten sich alle ein Meisterwerk. Über Madame de Maintenon will sie eine Biographie verfassen. 30 Jahre lang spricht sie über Maintenon, ohne jemals das Buch zu schreiben. Cohen vermutet, dass das Verbalisieren an sich, das sie wie das Ein- und Ausatmen beherrscht, ihr Manifest ist.

Mercedes de Acosta - The seductress.

Mercedes de Acosta – The seductress.

Die zweite im Bunde, Mercedes de Acosta, eine Drehbuchautorin, vergöttert die Diven ihrer Zeit und wird als vermeintliche Liebhaberin von Greta Garbo gehandelt. Heute würden wir sagen, sie ist ein berühmter Groupie. Die Faszination der Fankultur, die Cohen in ihrem Buch schildert, kann ich nicht ganz nachvollziehen, weil ich selbst kein besonders grosser Fan von einer bestimmten Persönlichkeit, die ich bewundere, bin. Die Aufwertung dieser als trivial gesehenen Kultur finde ich jedoch interessant und wichtig. Ein Fundstück gefällt mir sehr gut: Die streng katholisch erzogene De Acosta hinterlässt ihre Bibel als Look-book, deren Seiten mit anmutenden Bildern von Greta Garbo, Marlene Dietrich und Co vollgeklebt sind. Weitere Details über ihr bewegtes Leben sind in ihrer Biographie Here lies the heart (1960) – Anmerkung einer in Cohens Buch zitierten Zeitgenössin: „and it lies and lies and lies…“ – nachzulesen.

Madge Garland (zweite von rechts) mit Freundinnen in Südfrankreich, Ender 1920er

Madge Garland (zweite von rechts) mit Freundinnen in Südfrankreich, Ender 1920er

Fussball ist sehr wichtig. Und Mode? Madge Garland lebt ihr Leben für die Mode und zeigt uns, dass velvet ebenfalls very important ist. Sie und ihre Mitarbeiterinnen bei der britischen Vogue Modezeitschrift sind dafür verantwortlich, dass Mode einen neuen gesellschaftlichen Stellenwert bekommt und nicht als etwas „weibliches“ im Hintergrund existierendes ausgeblendet bleibt. In der Vogue begegnen sich erstmals, für damals ist das revolutionär, Mode und Kunst sowie Design und Literatur auf einer Augenhöhe. Garland ist die erste Fashion-Professorin an der Fashion School des Royal College of Art in London. Sie schreibt viele Bücher und Essays. Unter anderen gefällt mir dieser Titel: Changing Face of Beauty: 4000 years of beautiful women (1957).
Und hinterlässt sie uns etwas Greifbares, ausser ihren Schriften? Es bleibt uns dieses Monument für die Vergänglichkeit: Im Jahr 2000 zum 50. Jubiläum der Modeschule des Royal College of Art wird ein Duft zu Ehren von Madge Garland kreeirt: „feminine and sensual, with white hyacinth and lily of the valley, and bright top notes of tangerine and rhubarb to bring it into the 21st Century“ (356).

Madge Garland am Set von Seven Ages of Fashion mit Allan Hargreaves (Co-Moderator), circa 1975

Madge Garland am Set von Seven Ages of Fashion mit Allan Hargreaves (Co-Moderator), circa 1975

Ich denke, dass wir alle diesen drei Abenteuerinnen einiges zu verdanken haben. Auf, auf, führt es Euch zu Gemüte! Dieses Buch ist wunderbar! Es gibt noch viel zu tun!

trustwomenconf.com – putting the rule of law behind women’s rights

trustwomenconf2

trustwomenconf2, London, Dec 3-4, 2013

Die Konferenz, die sich „action“ auf die Fahnen schreibt, findet in London am 3. und 4. Dezember 2013 statt.

Die diesjährigen Themen sind:

Fighting modern day slavery in the digital age

Unaware victims: the psychology of slaves

From Arab Spring to Arab Winter? Women’s rights in the Middle East

Sexual Violence and Impunity, when the rule of law is not applied

Access to healthcare: learning from collective failures

When HIV-AIDS leads to forced sterilization

Sport, health and fitness as a right

anti-slavery


Bild von der Webseite: „anti-slavery initiative“

Wirbel um die Brüste der schönsten Frau der Welt

Eine kleine, für feministische Augenpaare fruchtbare Analyse der Medienberichterstattung über die präventive Brustamputation von Angelina Jolie habe ich in der Neuen Zürcher Zeitung vom 17. Mai 2013 entdeckt. Die Autorin Andrea Köhler untersucht diverse Gründe für die Entscheidung Jolies, ihren operativen Eingriff mit der Öffentlichkeit zu teilen. Sie stellt die These auf, dass die Schauspielerin durch das öffentliche Geständnis einer äusserst intimen Entscheidung über ihren Körper und dessen Verstümmelung die Kontrolle über eben diesen behält. Das „oversharing“ kann den „Blick der anderen“, der den Körper dieser Frau auf Schritt und Tritt urteilend verfolgt, sozusagen zuvorkommen. Köhler spricht in diesem Zusammenhang von Geständniszwang und unterstellt Jolie, dass ihre ursprüngliche Motivation für die Operation, nämlich als Vorbildfunktion für Frauen zu gelten, die mit ähnlichen Entscheidungen kämpfen, woanders liegt: sie „dreht den Spiess“ um und nimmt die „Kontrolle über ihr Image selbst in die Hand“.

Blickfänger Angelina Jolie

Blickfänger Angelina Jolie

Diese Beobachtungen interessieren mich, weil sie die Macht des „Blickes der anderen“ offenlegen. Dieser Blick von aussen, der den weiblichen Körper und seine Oberflächen, Bewegungen und Ausmasse stets kontrolliert, ist für das Frau-Sein konstitutiv. Köhler zeigt hier eine Version der Verinnerlichung des „Blickes der anderen“ in Form der Prävention. Dass Angelina Jolie in den Genuss einer sehr guten und kostspieligen chirurgischen Brustrekonstruktion kommen darf, ist klar. Ihre Angst vor Brustkrebs, an dessen Leiden ihre Mutter starb, ist vollkommen verständlich. Aber laut des NZZ-Artikels sind die US-amerikanischen Experten auf dem Gebiet der Brustkrebsprävention gerade dabei, einer gefahrvollen Welle von präventiven Brustamputationen Einhalt zu gebieten.