Medien

Sichtbarkeit und Repräsentation von Frauen in den Medien (Werbung, Tageszeitungen, Magazinen, Internet, Fernsehen)

Peaches, der Film

Film still, Peaches does herself, 2013

Film still, Peaches does herself, 2013

Von der Peaches Film Website „Peaches does herself“ über den Film:

With a cast and crew of over 40 people and 20 plus songs from her back catalogue (The Teaches of Peaches, Fatherfucker, Impeach my Bush, I Feel Cream) Peaches wrote, directed and starred in this fantastical narrative build obscurely around her development as an artist and performer from “bedroom wannabe to fully fledged rock-stardom and beyond!”.

Peaches Does the Drake, Performance, 2013, Toronto

Peaches Does the Drake, Performance, 2013, Toronto

„I don’t know. I don’t want to fuck anybody on that show.“

Howgh – der Network Executive hat gesprochen. Leise summt die Klimaanlage in seinem Office in LA, als er sich von den Vorschlägen für neue TV-Serien seiner „Writers“ und „Producers“ abwendet. Die Ausschlusskriterien für neue amerikanische Fernsehserien lernt Tina Fey, die Autorin von Bossypants (2011), auf diese Weise nach und nach kennen.

Tina Fey, Bossypants (2011)

Tina Fey, Bossypants (2011)

Der Einstieg in das Buch über Frau Feys Leben hinter und auf der Bühne ist holprig und erfüllt nicht die Erwartungen, die wir an eine Comedy-Frau stellen. Aber gib nicht auf. Nach ein paar Kapiteln wartet sie mit den skurillsten Geschichten ever aus dem Comedy-Business auf. Kaum zu glauben, dass sie nicht ihrer Phantasie entsprungen sind. Wir erfahren, dass viele guys im Show Biz regelmässig in Plastikbecher pinkeln, damit sie sich den Weg auf die Toilette ersparen. Very funny.

Oder Frau Fey erzählt von ihrem Verdacht, dass Schauspielerinnen, die nicht mehr fuck-würdig sind, in der industry automatisch als crazy women ausgegrenzt werden. Wohingegen ihre männlichen Kollegen selbst wenn sie sich nicht mehr ohne Hilfe den Allerwertesten abwischen können, noch mit viel Sendezeit im Fernsehen rechnen können.

Für Angehörige der weiblichen Geschlechtsklasse klingt folgendes Versprechen wie Musik in den Ohren: Sie werde, so Frau Fey, gerade aufgrund dieser unfairen Umstände in ihrem Beruf Gas geben – als hätte sie das nicht schon getan, als Boss von 200 Mitarbeitenden –  damit sie in Zukunft mit Menschen zusammenarbeitet, die sich nicht für ihre Karriere ausziehen müssen. Was Teat Nazis sind und warum Frau Fey ihrer Meinung nach – im Gegensatz zu männlichen Comedians – die Politikerin Sarah Palin nicht ungestraft imitieren kann, erfährt ihr auf den Seiten 242 und 234 ihres Buches.

Diese verdammten Zeitschriften

"Die Webdoku, die nicht um den heißen Brei redet."

„Die Webdoku, die nicht um den heißen Brei redet.“

Modern couple Webdoku auf arte.tv: „ELTERN werden, das bringt MÄNNER durcheinander, das verändert FRAUEN. Das Leben hat plötzlich nichts mehr mit den Katalogen des schwedischen Möbelhauses gemeinsam.“

Funny, funny, funny, feminism

Ist Lady Gaga wirklich eine Feministin? Dieses Buch gibt eine Antwort darauf. Immerhin war Caitlin Moran mit Lady Gaga in Berlin beim Clubbing, wo die Dame mit dem gelegentlichen Hummer am Kopf einiges über ihre Weltsicht zu später Stunde verrät. Es ist ein grosses Vergnügen zu lesen, wenn Caitlin Moran in ihrem Buch How to be a woman (2011) weit ausholt und über ihre persönlichen Erfahrung als Pubertierende mit dem Frau-werden sinniert. In den Anfangskapiteln – „I Start Bleeding!“, „I Become Furry“, „I Don’t Know What To Call My Breasts“ – erfahren wir zum Beispiel Caitlins bevorzugten Namen für „da unten“ – „I personally have a cunt.“ – und die, die sie amüsieren: „cupcake“, „flower“, „mary“, „Yorkshire Pudding“. Durchaus überzeugend erklärt sie, warum das Styling von Achselhaaren als Modeaccessoire zu sehen ist: „Some days, a shaved armpit just looks a bit … boring. If I’m wearing jeans and a vest top, and I’m hanging with my homies, it’s quite nice to go a bit George Michael –  a bit ‚Faith‘, with a flash of four-day fuzz.“ (S 52)

"Funniest book of the year" laut britischer Presse

„Funniest book of the year“ laut britischer Presse

Das Kapitel über Abtreibung ist sehr bewegend. Es ist so klug und einfühlsam geschrieben, dass kein staatlicher Verfassungsparagraph, der sich auf Menschrechte beziehen will, dagegen ankommt. Sie schreibt über Ihre eigene Entscheidung für einen Abort und lässt auch ihre Freundin Rachel zu Wort kommen: „It’s one of the top four best things I ever did – after marrying my husband, having my son, and getting a fixed quote on the loft conversion.“ (S 284) Gleichzeitig bringt sie eine Reihe von prägnanten Argumenten und „hard facts“, die für das Recht abzutreiben sprechen und schwer zu widerlegen sind. Germaine Greer (und ihre Schrift The Whole Woman) kommt immer wieder als Morans Heldin vor – diese Autorin muss ich noch näher kennenlernen, sie scheint nach den Ausführungen von Moran sehr rebellisch in ihrer Weltsicht gewesen zu sein.

Wenn es um Themen wie Arbeit, Beruf und Erfolg geht, dann kann ich ihr jedoch nicht mehr folgen. Die Gründe, warum es keine Menschen mit „cupcakes“ da unten namens Plato oder Einstein gibt, sind meiner Ansicht nach nicht relevant. (Ausserdem gibt es den weiblichen Gegenpart Marie Curie.) Es geht nicht darum, dass „Frauen“ wie „Männer“ werden, denn dann würde sich am ganzen heteronormativ aufgebauten System rein gar nichts ändern.

Aber das tut dem Buch nicht weh. Seine Stärke ist das Anliegen des Feminismus mit viel Witz und Einsicht zu verteidigen. Es wird uns ein bunter Blumenstrauss an Beobachtungen des Frau-Seins serviert, ein postiver Impuls, der Lust auf Experimentieren und Veränderung macht.

Auf Ihrer Website gibt es Foren und Newsletters und Twitternachrichten und …

Nutmeg and ginger – with a splash of motor oil

So machen es sich Männer in der Adventszeit gemütlich: mit Duftkerzen, die jeden Anschein von „girly“ übertünchen. Auf sociological images gibt es eine schöne Auswahl von Marketing-Strategien, die weiblich-konnotierte Produkte mit schrägen Hilfsmitteln vermännlichen.

Dufttkerzen für Männer

 

Die Website Sociological Images ist ein wunderbarer Fundus für visuals im Allgemeinen und sehr zum Stöbern zu empfehlen.
About Sociological Images: Sociological Images encourages people to exercise and develop their sociological imaginations with discussions of compelling visuals that span the breadth of sociological inquiry.

(via)

Die heilende Kraft von Adobe

Bildmagie: Madonna im Photoshop-Glanz

Bildmagie: Madonna im Photoshop-Glanz

(via)

Cindy Sherman und MAC cosmetics

Die Herbstkollektion 2011 von MAC cosmetics, einer kanadischen Make-up Firma, arbeitet, so wird im Internet gemunkelt, mit der amerikanischen Künstlerin Cindy Sherman zusammen. Ist das wahr? Ich glaube es erst, wenn ich die Kampagne in natura in einem Laden sehe oder irgendwo anders im öffentliche Raum darauf aufmerksam werde. Sherman ist für die Auseinandersetzung mit Hollywoodfilmstills und ihre radikale Dekonstruktion der weiblichen Geschlechtsidentität, die mittels dieser Stills verbreitet werden, bekannt (siehe die Serie Untitled Film Stills, 1977–1980). Sie produziert Photographien, in denen sie sich selbst als fiktive Diva inszeniert – mit tonnenweise Make-Up. 

Cindy-Sherman-für-Mac-Cosmetics

Cindy Sherman für Mac Cosmetics

Dass sie sich jetzt für ein Unternehmen selbstporträtiert, um die Verkaufzahlen von Make-Up zu steigern, kann das Unternehmen wohl nicht ernst nehmen, oder? Ich hoffe jedenfalls, dass die Kampagne startet. Sie ist gute Werbung für Cindy! Wäre das so, wie wenn Obama für Osama Werbung machen würde? Sie haben etwas gemeinsam (einen ähnlichen Namen), aber sonst reichlich wenig? Nein, das ist ein blöder Vergleich.

Cindy Sherman MAC cosmetics Kollektion, Herbst 2011

Cindy Sherman MAC cosmetics Kollektion, Herbst 2011


Das Ziel der Zusammenarbeit laut MACs Pressemitteilung ist:
„With the help of props, makeup, prosthetics, wigs and sets, artist Cindy Sherman embodies this Power of Transformation—from off-kilter Hitchcock heroine to fresh corpse, Caravaggio Portrait to Park Avenue Plastic Surgery Maven—all elaborate exercises in trying on different personas. In the campaign we’ve longed forever to conceive, Cindy Sherman for M·A·C created three characters using three different colour stories. We’re living in a time when people of all persuasions have become bolder than ever about the ways they choose to express themselves: with a colourful palette of possibilities, You are the Artist, You are your own Subject, and no matter how fearfully you begin, you become fearless in the process.“
(via)

Cindy Sherman MAC cosmetics Kollektion, Herbst 2011

Cindy Sherman MAC cosmetics Kollektion, Herbst 2011

Gloria in Venedig

Ich habe mich in die Lagunenstadt verschiffen lassen, um auf der diesjährigen Biennale di Venezia, der 54., ausfindig zu machen, was die internationale Kunstwelt derzeit beschäftigt. Nach meinem eintägigen Besuch kann ich festhalten, dass ich 4-5 sehr starken Ideen begegnet bin. Gleichzeitig in den Bann gerissen und äusserst amüsiert haben mich die Arbeiten des Künstlerpaars Allora & Calzadilla. In ihren Worten geht es bei der Repräsentation der USA an der Biennale um „Ironie, Humor und Absurdität“. Ihr Statement soll in Grossbuchstaben erscheinen. Am Eingang des Pavillons liegt ein scheinbar umgestürzter Panzerkampfwagen, auf dessen Gleisketten ein Athlet des US-amerikanischen olympischen „track and field“-Teams auf einer Laufmaschine joggt. In der Vorhalle des Pavillons stehe ich dann vor einer verkleinerten Freiheitsstatue, die eingequetscht wie ein Sandwich, auf einer Sonnenliege ruht. Und von einem Nebenraum her dröhnen schwere Orgeltöne, die später als Begleitmusik von Banktransaktionen eines in eine Orgel, einwandfrei funktionierenden Bankautomaten identifizierbar werden. Die Besucher_innen werden zu Performer_innen, indem sie Geld abheben. Abgesehen von der gelungenen, sehr symbolträchtigen Sprache der einzelen Skulpturen, Installationen und Performanes, hat mich die Interaktion der Körper der Athleten und Athletinnen mit den Objekten interessiert. Diese laufen nicht nur auf umgekippten Panzern, sondern tanzen auch auf und mit Flugzeugsitzen, auf denen sie Spuren wie Schweiss und Abdrücke hinterlassen. Übrigens: Gloria heisst der offizielle Beitrag der USA an dieser Biennale. Hintergründe und -gedanken zu Gloria gibt es hier auf der Website des Indianapolis Museum of Art.

gloria

"Gloria" heisst der US-amerikanische Beitrag an der diesjährigen Biennale von Venedig

Track and Field (2011)

Track and Field (2011)

Armed Freedom Lying on a Sunbed (2011)

Armed Freedom Lying on a Sunbed (2011)

Body in Flight (American) (2011)

Body in Flight (American) (2011)

Und hier das das ganze in Bewegung: Performances von Gloria auf Youtube

Thomas Hirschhorn zeigt Crystal of Resistance im Schweizer Pavillon. Ich habe mich liebend gern im Chaotisch-Panischen seiner Installation verloren und  seine Art des Bezugs auf die gegenwärtigen politischen Widerstände genossen. Massenweise Ohrstäbchen und Kristalle treffen auf ein Spekturm von modernen Alltagsgegenständen – angefangen von Plastikstühlen, über Fersehgeräte und Mobiltelefone bis hin zu ausgehöhlten Schaufenster- und mit Alufolie bedeckten Barbiepuppen. Das ganze Sammelsurium wird mit viel braunem Klebeband zusammengehalten. Im Begleittext spricht Hirschhorn über Kunst als Widerstand und seiner Bejahung des Prekären. Diese Sichtweise auf das Prekäre teile ich gerne, wenn sie mit seiner Aussage, dass das Prekäre kreativ sein kann und die Welt immer aus beidem, positiven und negativen Teilen, besteht, verbunden ist. Ausserdem entzückt mich als studierte Philosophin Hirschhorns Zelebrieren der „Freundschaft“ zwischen Kunst und Philosophie, die er in Form von Diagrammen, Karten und Texten auffächert.

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Crystal of resistance (2011)

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Crystal of resistance (2011)

Crystal of resistance (2011)
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Crystal of resistance (2011)

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Crystal of resistance (2011)

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Crystal of resistance (2011)

Friendship between art and philosophy

Friendship between art and philosophy

Am Ende des Tages, mit müden Beinen und überstimulierten Wahrnehmungsorganen ringend, bin ich noch diesen Werken im Arsenale begegnet:

Ein sehr poetisches Bild, zumal auch etwas makaber, malt ein Künstler aus Haiti (oder der Dominikanischen Republik? Leider habe ich mir zu später Stunde den Titel und den Urheber des Werkes nicht notiert.) mit folgendem Video: ein blinder Mann trägt eine Frau ohne Beine durch die Strassen. Diese Symbiose soll das politische Verhältnis von Haiti und der Dominikansichen Republik repräsentieren.

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Vanessa Beecroft

Vanessa Beecroft

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Vanessa Beecroft

SlutWalk Update

Die Mädchenmannschaft weist auf den den ersten SlutWalk in Asien (Neu-Dehli, Indien) hin und gibt eine überlegte Einschätzung zu folgenden kontroversen Debatten rund um den SlutWalk ab:

  1. “Es macht keinen Sinn, ein sexistisches Wort wie ‘Slut’ positiv zu besetzen”
  2. SlutWalk spricht eher jüngere Frauen an (und schließt daher ältere Frauen und sich nicht als Frauen definierende Menschen aus)”
  3. “Bei den SlutWalks geht es um Sexyness (und nicht etwa um die Bekämpfung von Sexismus).”

Danke für das Herausfiltern dieser Fragen, Magda!

Gloria bleibt dabei: Gegen sexuelle Gewalt und Belästigung zu marschieren ist unbedingt notwendig und wunderbar. Auf gehts, Mädels! Leider gibt es in meiner Stadt keinen solchen Walk. Dem Namen „SlutWalk“ und dem Konzept, sich wie eine Slut zu kleiden, stehe ich weiterhin skeptisch gegenüber. Aber vielleicht war der Auslöser in Toronto für die Mobilisierung nötig (richtige Zeit, richtiger Ort und richtige Reaktion der beiden Frauen) und funktioniert als guter Aufhänger für eine weltweite Solidarisierungsfeier auf den Strassen.

SlutWalk London. (Quelle: taz.de)

SlutWalk London (Quelle: taz.de).

Verlacht, Verboten, Gefeiert

Viele interessante Blickwinkel auf den Fussballsport und seine Ausübung durch Frauen sind auf dieser Website der Heinrich Böll Stiftung versammelt. Der „Länder-Check“ gefällt mir besonders. Dort können wir nachlesen, wie einfach oder schwer es für weibliche Menschen in den einzelnen Ländern dieser Welt ist ihrer Liebe zum Fussball nachzugehen. Neben einer grossen Reihe an Veranstaltungen ist in der Ausstellung Verlacht, Verboten, Gefeiert  in der Heinrich-Böll-Stiftung in Berlin mehr über die Geschichte des Frauenfussballs zu erfahren.

Französisches Auswahlteam der Frauen, 1920

Die Henford Ladies (später Stoke Ladies) mit Leonard Bridgett, ihrem Gründer und Coach, 1921.

Llanelly Women aus Wales, 1921.

Die schönen schwarz-weiss Bilder habe ich hier gefunden – Danke!